„Abo statt Besitz“ lautet das Motto der Generation Netflix & Co.: Netflix-Nutzer kaufen kaum noch DVDs, Spotify-Abonnenten selten CDs. Man streamt Filme und Musik lieber im Abo. Übertragen auf unser Thema: Man kann ein Auto kaufen, leasen, mieten – oder ein Auto-Abo abschließen (eine Art Flatrate für individuelle Mobilität gewissermaßen). Carsharing-Angebote sind wie Pilze aus dem Boden geschossen und werden nicht nur von den Fahrern genutzt, die die Abwechslung lieben nach dem Motto „Welches Auto fahre ich heute?“
Verfügbarkeit statt EigentumDie Vorteile für den Kunden liegen auf der Hand. Mit dem monatlichen Fixpreis sind außer der Nutzung auch Kfz-Steuer und Versicherung, Zulassung, TÜV und Wartung des Fahrzeugs abgedeckt.
Die Schattenseiten für den Anbieter: Die Verantwortung der Nutzer scheint auf der Strecke zu bleiben. Wer Kunde eines Car Sharing-Anbieters ist und sich schon einmal über Müll, Schmutz, verdreckte (Rück)Sitze und kiloweise Hundehaare im Kofferraum geärgert hat, wird zugeben: Der häufig propagierte Slogan „Sharing is caring“ geht an der Wirklichkeit komplett vorbei. Nutzung wird entkoppelt von Verantwortung. Dieses Phänomen konstatierte auch der Autor eines Artikels im Manager Magazin 2019, der die bezeichnende Überschrift „Verantwortungslos statt nachhaltig die Nebenwirkungen der Sharing Economy“ trägt.
Allerdings muss man hinzufügen: Die Situation ist auch die Folge eines schlechten Angebots und eines zu geringen Reinigungsservices der Sharing-Anbieter (übrigens eine Dienstleistung, mit der sich Geld verdienen lässt). So verlangt beispielsweise TIER, ein auf Mikromobilität spezialisiertes Unternehmen, von seinen Kunden nach dem Abstellen des e-Scooters ein Foto. Würden Car Sharing-Anbieter auch von ihren Kunden nach der Nutzung ein Foto des Autos inklusive des Innenraums fordern, würde sich die oben beschriebene, wenig schöne Situation relativ schnell ändern.
In diesen Dunstkreis gehören auch achtlos abgestellte (oder auf den Gehweg geworfene eScooter) oder Einkaufswagen, die mit Algen überzogen regelmäßig aus dem Fluss gefischt werden. Nochmals: „Sharing is caring“? Von dieser Warte aus betrachtet eher nicht. Und dennoch: Mit Blick auf die Caring-Seite ist es wohl nicht übertrieben zu konstatieren, dass es erstens vermutlich noch ein weiter Weg sein wird, um Nutzerverhalten zu ändern. Und dass zweitens noch mehr Ideen und Konzepte der Anbieter nötig sind, damit sich User an die allgemeinen Anstandsregeln halten und das geliehene Fahrzeug so benutzen, wie wenn es ihr eigenes wäre.
Stoßen die Geschäftsmodelle der Sharing-Economy, als Wege in die Mobilität der Zukunft, auf ausreichend Akzeptanz? Melden Sie sich hier an, um ein Whitepaper zu erhalten, dass neben dieser Frage noch sieben andere essentielle Fragen beantwortet.