Plaudernde Gäste im Straßen-Café, Schnäppchenjäger im Einkaufsrausch und Passanten, die genüsslich durch die Stadt bummeln – was seit einigen Tagen in deutschen Innenstädten zu beobachten ist, lässt manch Corona-müdes Gesicht erstrahlen. Mit dem Ende der Corona-Bundesnotbremse wird es einen weiteren Schritt in Richtung Normalität geben.
Umgedacht...
Auf unser aller Business bezogen: Wird es jetzt in den verschiedenen Bereichen Neues geben?
Neue Märkte?
Neue Dienstleistungen?
Eine neue Art der Zusammenarbeit?
... oder ausgeträumt?
Oder gehen wir wieder zurück in alte Muster?
Machen wir trotz guter Vorsätze dort weiter, wo wir „vor Corona“ aufgehört haben?
Vom Komparativ zum Superlativ. Und dann?
Billig, billiger am billigsten.
Groß, größer, am größten.
Hoch, höher, am höchsten.
Schnell, schneller, am schnellsten.
Dieses Denken hat in vielen Bereichen an seine Grenzen geführt.
„Unser Kopf ist rund“, hat ein schlauer Kopf mal gesagt, „damit unser Denken die Richtung ändern kann.“
Stimmt.
„Umdenken“.
Klingt ganz einfach, ist aber häufig ein schwieriger Schritt.
Und für uns alle eine Herausforderung.
Denn Umdenken kann auch „knallhart“ sein.
Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf zwei andere Kontinente.
Das Vorhaben war ambitioniert: Das Großprojekt Desertec wollte im Norden Afrikas in den Markt mit Solarstrom einsteigen und ab 2050 15 Prozent des europäischen Strombedarfs decken. Neben Fragen der technischen Machbarkeit hatte man den äußeren Gegebenheiten zu wenig Beachtung geschenkt. Die Shortlist:
„Umweltfreundlicher Strom durch Sonnenenergie aus der Wüste“: Was logisch scheint und nachhaltig klingt, wurde den Verantwortlichen schließlich zu teuer. Man beendete das Projekt im Oktober 2014. Ausgeträumt.
Silicon Valley – einst Sinnbild für den Traum von einer „brave new world“, vor allem einer digitalen. Versprochen von IT-Unternehmen wie Facebook oder Google. Man propagierte hierarchiefreies Arbeiten, einen besseren Kapitalismus, mehr demokratische Teilhabe. Mittlerweile ist der Traum ausgeträumt, die Euphorie über die schöne neue digitale Welt verklungen.
Und der Blick auf das Silicon Valley ist nüchterner geworden. „Tal der toten Träume“ hatte der Journalist Stefan Beutelsbacher seinen Artikel überschrieben, der in der „Welt“ erschienen war. Sein trauriges Fazit: „Eine Region im Niedergang“.
Fakt ist, dass ein Umdenken eingesetzt hat. Viele betrachten die digitalen Erfindungen der US-Westküste mittlerweile kritisch: Facebook unterläuft den demokratischen Diskurs. Amazon praktiziert „hire – and fire“ bei Angestellten, die sich organisieren möchten. Airbnb ruiniert die Innenstädte, und Google ist ein Überwachungsapparat.
Wie geht es weiter?
Eine der zentralen Fragen lautet: Schaffen wir es, nach der Pandemie auch ökologische Themen in die Wirtschaft zu bringen?
Oder bleiben wir in alten Mustern verhaftet, deren Kennzeichen lediglich ein ökologischer Tarnanstrich ist?
Ein Beispiel: Muss ein Tesla, als E-Auto konstruiert, schneller als ein Porsche sein, sobald die Ampel auf grün schaltet? Wenn die Motivation für einen Automobilhersteller lautet „Wir bauen das schnellste E-Auto“ – dann kann keine Rede davon sein, dass ein wirtschaftlich nachhaltiger Weg beschritten wird, den die Neo-Ökologie vorzeichnet.
Oder man denke an die neue weltweit größte Fabrik für Elektro-Auto-Batterien, die in Grünheide entstehen soll. Noch immer hat der US-amerikanische E-Autobauer Probleme mit einer endgültigen umweltrechtlichen Genehmigung für seine Giga-Fabrik.
Für die Produktion von Batterien wird Wasser benötigt.
Pech nur, dass im Wald Wasserarmut herrscht.
Warum, so fragt sich manch einer verwundert, Bäume fällen und eine sicherlich nicht klimaneutrale Fabrik bauen, anstatt einen Standort suchen, an dem kein Wald mehr existiert und reichlich Wasser vorhanden ist?
Ab dem 6. Juli wollen wir uns im Wochenrhythmus dem herausfordernden Thema Umgedacht – oder ausgeträumt? widmen. Die Themen im Einzelnen:
„Alte“ Muster und Systeme aufbrechen
„Was Hänschen nicht lernt...“: Wir wissen alle, wie dieses geflügelte Wort weitergeht. Aber ist das wirklich so? Nicht nur Kinder lernen täglich dazu. Auch Erwachsene entwickeln sich weiter. Reife Individuen verändern ihre Denk- und Handlungslogik und verändern innere Muster. Beides geht einher mit mehr Flexibilität und mehr Freiheit und damit, selbstbestimmter sowie unabhängiger von der Haltung anderer zu werden.
Die Frage lautet jedoch: Kann ich überhaupt „alte“ Muster und Systeme aufbrechen und verändern, wenn ich mich nicht persönlich weiterentwickele und reifer werde? Falle ich nicht automatisch in Gewohntes zurück oder passe mich dem konventionellen Rahmen an, wenn mir meine eigenen Denk- und Handlungslogiken nicht bewusst sind? Und weitergedacht: Wie sollen Entscheider eine Organisation oder das Geschäftsmodell strategisch neu ausrichten, wenn ihnen das noch nicht einmal bei sich selbst gelingt? Antworten auf diese Fragen liefern Paula Bemmann-Wöschler und Navin Mani in der Wissensdusche am 06.07. Ihr Thema: Das Ich als strategischer Hebel.
Was hält Teams zusammen?
Um.ge.dacht: Das wurde im Zusammenhang mit individueller Arbeit während der Krise. Weltweit. Massenhaft fand diese nämlich plötzlich aus dem Home-Office statt, womit der Traum vieler Menschen von mehr Freiraum in ihrer Arbeitsgestaltung in Erfüllung gegangen sein dürfte, wenngleich mit „Nebenkosten“.
Denn Teil eines echten Teams sein wurde schwieriger. Davon konnten und können viele Führungskräfte ein Lied singen. Bedeutet das Umdenken individueller Arbeit, dass der Traum vom wirklich gut funktionierenden Team ausgeträumt ist? Oder führen eben gerade die neuen persönlichen Freiräume zu einer neuentdeckten Lust auf enge Zusammenarbeit mit anderen? Und: Welche Rolle spielen Kulturwandel, agiles Arbeiten, Führung sowie räumliche und digitale Bedingungen oder gar neue Rechtsformen für den wichtigen inneren Zusammenhalt erfolgreicher Teams? Antworten auf diese Fragen liefern Claudia Weyrauther und Andreas Schrenk in der Wissensdusche am 13.07. Ihr Thema: Team – neu gedacht
Hat der maximale Effizienz-Traum ausgedient?
Grüner Strom. Grüne Logistik. Grüne Immobilien. Grüne Mobilität.
An Öko-Labels rund um das Thema „Grün“ herrscht wahrlich kein Mangel.
In Marketingabteilungen hatten (und haben) sie (noch immer) Hochkonjunktur.
Aber nicht bei jedem Produkt, auf dem „grün“ steht, ist auch „grün“ drin.
Mittlerweile schauen Verbraucherinnen und Verbraucher genauer hin.
Lassen sich kein X mehr für ein U vormachen.
Die Corona-Pandemie ist hoffentlich bald vorbei.
Was nehmen wir mit?
Antworten auf diese Fragen liefern Manuel Immler und Felix Pliester in unserer Wissensdusche am 20.07. Ihr Thema: Wer hat Angst vor dem grünen Auto?
Vielfältiger, flexibler und mobiler: Teams kommunizieren seit Corona anders. Und ob sie nun Trello, Slack, Miro, Clickup, MS Teams oder Zoom heißen: Kollaborations- und Kommunikations-Tools hatten während der Pandemie Hochkonjunktur. Denn die unterschiedlichen Tools unterstütz(t)en die Kooperations- und Interaktionsprozesse.
„Nach Corona“, so schätzen Experten, werden wohl 20-30% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home Office bleiben, ein Drittel im Unternehmen arbeiten, der Rest reisen.
Damit nicht alle aneinander vorbeireden, lautet die Herausforderung, Kommunikationskanäle und -tools zielgerichtet und zweckorientiert anzuwenden.
Hilfreich ist, eine Art „Kommunikationslandschaft“ mit Kanälen, Tools und Medien zu entwickeln, um das eigene Handeln zu fokussieren und zu koordinieren – und es in gewissen Zeitabständen im Team zu reflektieren. Häufig vernachlässigt: Die Teams entscheiden selbst, was sie für welche Zwecke nutzen wollen. Um ein hilfreiches Tool auszuwählen, empfiehlt es sich, sein Augenmerk vor allem auf zwei Dinge zu richten: die Informationsart (synchron vs. asynchron) sowie die Informationsrichtung (uni- vs. bidirektional).
Unsere Wissensdusche am 27.07. dreht sich im Kern um die Frage, welche Kommunikationsformen wir künftig benötigen und welches Tool für welche Art der Kommunikation am besten geeignet ist. Die Experten sind Matthias Weber und Tomas Schiffbauer Ihr Thema: Wie schaffen wir systematisch eine gesunde Meinungsbildung?
In diesem Sinne wünschen wir allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass sie vor der Sommerpause im August im Juli noch viele neue Impulse, Anregungen und Ideen aus den vier Duschen mitnehmen. Hier geht's zur Anmeldung:
Weiterhin möchte ich Ihnen unser Whitepaper zur Kulturentwicklung empfehlen. Jede Organisation muss ihre eigene Kultur entwickeln und an jedes Puzzleteil passt ein anderes Puzzleteil - dabei gibt es kein richtig und kein falsch. Mit dem Whitepaper erhalten Sie Anregungen zur Kulturbildung und -entwicklung.