#21 Blogbeitrag aus dem Adventskalender 2020
Ein richtiger und kluger Gedanke, eine Organisation nicht nur als Strukturgebilde zu betrachten, sondern als lebendes System, als Wesen mit seinen ganz individuellen Bedarfen, Bedürfnissen und Eigenheiten. Und stimmt ja auch, aus der Vielfalt der unterschiedlichen Menschen, die eine Organisation prägen und ein System ausmachen, bildet sich die Individualität des Unternehmens, die dann als Unternehmenskultur wirkt und als das „So-ist-das-bei-uns“ wahrgenommen wird – auch bekannt als „Stallgeruch“.
Gesundheit und Krankheit auf ein Unternehmen zu übertragen, führt zu Fragen nach Symptomen, Ursachen und Möglichkeiten der Heilung, besser noch der Gesunderhaltung. Woran merkt man, dass eine Organisation krank ist, woher kommt das und wie wirkt sich das aus? Was sind Merkmale gesunder Organisationen, woraus besteht organisationale Gesundheit und wie kann sie erhalten bzw. wiederhergestellt werden?
Bleiben wir doch mal für einen Moment in diesem Bild, in dem es um das Wesen eines Menschen bzw. Systems mit seinen Bedarfen und Bedürfnissen geht. Wenn wir über unsere persönliche Gesundheit nachdenken, wissen wir genau, was wir tun müssen, um gesund zu bleiben. Wenn wir krank sind, ist es evtl. etwas schwieriger, vor allem ohne fachliche und kurative Interventionen.
Auf individueller Ebene entscheiden wir uns also bewusst, aktiv und mit Intention etwas für unsere Gesundheit zu tun, weil sie uns wichtig ist und einen besonderen Wert darstellt. Wir achten auf unsere Ernährung, machen mehr von dem, was uns guttut und weniger von dem, was uns schadet, richtig? Zugegeben, das ist sehr rational formuliert, so leicht ist das gar nicht und funktioniert nicht immer und schon gar nicht von heute auf morgen. Jedenfalls flüchten wir uns gelegentlich in die eine oder andere Ausrede dieser Art. Bis wir keine Wahl mehr haben, dann geht’s plötzlich, weil es gehen muss.
Übertragen auf den organisationalen Kontext eines Unternehmens braucht es die Entscheidung, die Gesundheit des Unternehmens entsprechend zu gewichten. Das hieße, darauf zu achten, dass die Grundkonstitution gut ist und ein starkes Immunsystem ausbildet, das wechselnde Belastungen und Schwankungen aushält. Die Organe und Glieder der Organisation sollen leistungsfähig und koordiniert auf der Grundlage eines gemeinsamen Sinnverständnisses zusammenwirken können. Die Kreisläufe und Stoffwechselprozesse sollen die Möglichkeit haben, aktiv und auf hohem Niveau zu arbeiten und die Betriebstemperatur der Ressourcen darf nicht zu niedrig oder zu hoch sein, also weder unterkühlt noch fiebrig. Mit ein paar zusätzlichen Urlaubstagen, höheren Gehaltseingruppierungen und ein bisschen betrieblichem Gesundheitsmanagement ist es hier nicht getan.
Mitarbeiter*innen, die die Erfahrung machen,
lassen sich gerne anstecken und bleiben dadurch gesund.
Höchst spannend übrigens und aktueller denn je, der Zusammenhang des inflationär gebrauchten Begriffs der Agilität mit organisationaler Gesundheit. Besonders im Duktus von Talcott Parsons:
Mehr dazu hier: Zentrum für seelische Gesundheit