Strategieentwicklung neu gedacht

Strategieentwicklung neu gedacht – von der PowerPoint zur gelebten Zukunft 

Strategie ist in vielen Organisationen ein großes Wort – oft verbunden mit mehrseitigen Präsentationen, ambitionierten Umsatzzielen und wenig greifbarer Realität. Beim Barcamp „Strategieentwicklung neu gedacht“, moderiert von Christoph Dill im Rahmen des SHIFT.ED InnoCube von Lumanaa stand eine andere Perspektive im Mittelpunkt: Wie gelingt es, Strategie so zu gestalten, dass sie wirklich wirksam wird – konkret, partizipativ und anpassungsfähig? 
 
Anhand eines Praxisbeispiels aus einem global agierenden Automobilzulieferer wurde sichtbar, wie sich langfristige Visionen (bis 2050) mit kurzfristigem Handeln (1–5 Jahre) verbinden lassen. Der Workshop brachte Menschen aus Technik, Vertrieb, Controlling und Führung an einen Tisch – und zeigte, dass Strategie nur dann trägt, wenn sie *gelebt* wird. 

Zentrale Frage 

Wie gelingt es, Strategie so zu denken, dass sie Orientierung gibt – ohne den Bezug zur Realität zu verlieren? 

Diskussion 

Die Diskussion begann mit einer grundlegenden Beobachtung: Strategiearbeit ist häufig zu weit entfernt vom operativen Alltag. „Früher war das einfach eine PowerPoint mit großen Zahlen und viel "Blabla“, berichtete ein Teilnehmer. Heute geht es darum, die Zukunft im Heute zu verankern. 
 
Das Barcamp-Team zeigte, wie das funktionieren kann: Ausgehend von Zukunftsbildern – etwa einer deglobalisierten Welt, einer durch KI geprägten Gesellschaft oder veränderten Mobilitätsformen – entwickelte das Unternehmen Szenarien bis 2050. Diese wurden in handhabbare Zwischenziele übersetzt: 5–7-Jahres-Strategien, überprüft durch jährliche Reviews. Methodisch kamen klassische Tools (McKinsey-Matrix, gewichtete Kriterien, ER-Skala) ebenso zum Einsatz wie digitale Kollaborationsplattformen (Miro, Moodle). Entscheidend war jedoch der partizipative Ansatz: 60 Mitarbeitende weltweit arbeiteten iterativ an Zukunftsmärkten – vom Automobil über Logistik bis hin zu Vertical Farming. 
 
Diese gemeinsame Arbeit erzeugte Energie, aber auch Reibung. Manche Teams kämpften mit Komplexität und Unsicherheit, andere entwickelten erstaunlich präzise Zukunftspfade. Im Kern wurde deutlich: Strategie entsteht nicht durch Vorhersage, sondern durch gemeinsames Denken in Möglichkeiten. 

Kernaussage 

Strategie ist kein Plan, sondern ein lernender Prozess – ein System aus Orientierung, Experiment und Rückkopplung. 
 
Der entscheidende Perspektivwechsel liegt darin, Strategie nicht als Fixpunkt, sondern als Rhythmus zu verstehen: Vision – Iteration – Review. Ein klares Zielbild ist notwendig, aber ebenso wichtig ist die Fähigkeit, dieses regelmäßig zu überprüfen und mutig zu revidieren. Entscheidungen in Unsicherheit zu treffen, wurde dabei als Schlüsselkompetenz beschrieben – ebenso wie die Bereitschaft, Verantwortung zu teilen und kollektive Intelligenz zu nutzen. 

Reflexion / Transfer 

Was lässt sich daraus für andere Organisationen lernen? Vielleicht, dass Strategieentwicklung weniger ein Expertenprozess als vielmehr ein Kulturprozess ist. Wenn Mitarbeitende quer durch Hierarchien und Kontinente gemeinsam über Zukunft nachdenken, entsteht ein neues strategisches Bewusstsein – und eine emotionale Bindung an die Richtung, nicht nur an das Ziel. 
 
Strategiearbeit kann dann zum Resonanzraum werden, in dem Unsicherheit, Lernen und Führung zusammenkommen. Oder, wie ein Teilnehmer formulierte: „Wir müssen wieder lernen, Entscheidungen in Unsicherheit zu treffen – und das als Stärke begreifen.“ 

 
Das Barcamp machte deutlich: Der Weg von der Präsentation zur gelebten Strategie führt über echte Beteiligung, strukturiertes Denken und den Mut, Gewissheiten zu verlieren.