Letzten Monat habe ich 3 Wochen Basenfasten mitgemacht. Zum ersten Mal in meinem Leben. Mit einer Whats-App-Gruppe als Unterstützung und einem richtigen Programm (Gerichte aus der basischen Küche zur Entgiftung und gesunden Ernährung; Sport- und Aktivitäten-Challenges, Einkehr- und „clean up your life“-Angebote á la räume mal Dein Büro oder eine andere Rumpelecke im Haus auf oder verzichte einen Tag auf´s Handy oder gehe in den Wald, umarme einen Baum und spüre, was wirklich wichtig ist in Deinem Leben…). Uff, klingt irgendwie kompliziert und ziemlich stressig, ist mein 1. Eindruck als ich die Unterlagen durchlese. Und als ich mich gerade Frage, welcher Teufel mich vor Weihnachten geritten hat, bei so etwas freiwillig mitzumachen, entdecke ich den Joker-Tag! Freude! Einmal in der Woche darf ich etwas „Verbotenes“ machen, z.B. was richtig Ungesundes, aber Leckeres, essen oder mich den ganzen Tag nicht bewegen – okay letzteres ist völlig unrealistisch bei zwei kleinen Kindern zuhause… Einzige Bedingung, ich muss es bewusst machen! Eine meiner leichtesten Übungen, denke ich.
Die 1. Woche rückt näher. Ich soll mir meine Ziele überlegen. Ach nee, was soll ich dabei für ein Ziel haben? Ich hatte Glühwein getrunken, es war eine schöne Atmosphäre gewesen, ich vermisste den Weihnachtsmarkt und habe einfach „Ja, ich mache mit“, gesagt. Jetzt habe ich den Salat und das Gemüse – viel mehr wird es die nächsten 3 Wochen nicht zu essen für mich geben und das in der mittleren Woche auch nur flüssig. Ich fühle mich eigentlich zu wenig esoterisch für so was. „Ist Fasten eigentlich noch zeitgemäß?“, schießt es mir durch den Kopf? „Okay, Paula“, denke ich, „vielleicht steckst Du Dich ja in den nächsten Tagen mit Corona oder einem anderen Virus, Magen-Darm oder so was, an, und dann hast Du einen Grund auszusteigen.“ Mein Über-Ich ruft mich zur Ordnung: „Zusagen hält man ein!“ Ich atme tief durch und suche noch nach einem anderen Grund. Na bitte, viel motivierender, ich bin sauneugierig und will einfach mal wissen, wie sich Fasten so anfühlt. Außerdem kommt mir doch ein Ziel wieder in den Sinn, an dessen Erreichung ich letztes Jahr trotz Mühe und Selbstkasteiungsphasen grandios gescheitert bin. Ich möchte schon lange 5 Kilo Postschwangerschaftsbauch abnehmen und wieder in meine schönen, figurbetonten Kleider vor 7 Jahren passen.
Zuversichtlich und motiviert starte ich in die 1. Woche. Mein Körper wird auf basisch umgestellt. Ich erfahre, dass ich, obwohl schon viel selbst kochend und Bio essend, mich zu stark sauer ernähre: also kein Kaffee, kein Alkohol, keine tierischen Produkte, kein Brot, kein Kuchen, schon gar keine Schokolade am Abend, um mit dem Zuckerkick nochmal 3 Stunden was zu arbeiten uuund, da bin ich noch sehr skeptisch, ich würde mich fitter und besser fühlen, wenn ich weniger esse. Weil dann mein Körper weniger mit der Verdauung beschäftigt ist. Aber erst einmal geht es uns allen schlechter. Liegt natürlich nicht am Fasten, sondern an der Entgiftung. Klar! Ich sage meinen Coachees auch immer, dass Veränderung nicht ganz schmerzfrei vonstatten geht, aber wenn man erst einmal den ersten Schritt gemacht hat… 3. Tag, ich habe Hunger und mein Bauch rumpelt. Aber ich finde es auch irgendwie cool, dass ich noch nicht genascht habe. Diese Konsequenz bin ich gar nicht von mir gewohnt. Am 4. Tag fühle ich mich wacher und energetischer und die Waage zeigt 2 Kilo weniger an. Das beflügelt mich, obwohl ich ehrlich gesagt, weniger an die Entgiftungsthese glaube, als mich frage, ob mein Körper vielleicht die letzten Energiereserven mobilisiert, um Nahrung aufzutreiben, bevor er dazu nicht mehr in der Lage sein wird. Durch die evolutionäre Brille betrachtet, finde ich das als Überlebensstrategie überzeugend.
Wie auch immer… nach weiteren drei Tagen habe ich die 1. Woche geschafft mit für mich sensationellen drei Kilo weniger auf der Waage. Und der Erkenntnis, dass konsequenter Naschverzicht leichter ist als gedacht, dass das, was ich essen durfte, sogar geschmeckt hat und dass die Menge, so ca. 1/3 von dem, was ich üblicherweise gerne vertilge, völlig ausreicht, um ein angenehmes Sättigungsgefühl herbeizuführen.
Die 2. Woche bricht an. Es wird flüssig. Und ich fand mich super clever mit der Idee des Vorkochens. Aber ich hatte zu viel verschiedene Gemüsesorten gemixt. Kreativität braucht Regeln! Auch ein Learning. Wie loslassen und sich trennen von Dingen, die nicht schmecken, Platz, Zeit oder Energie beanspruchen, ohne in mir Glücksgefühle zu wecken. Ab Mitte der Woche folge ich meinem Appetit und stelle erstaunt fest, ich brauche weniger als gedacht und ich habe bisher oft zwischendurch aus Gewohnheit gegessen. Mit Hunger oder wirklichem Essbedürfnis hatte das nichts zu tun. Ich fange an, mich zu fragen, wo ich mich überall ablenke(n lasse), statt konsequent am Ziel zu bleiben? Apropos Ziel. Die Waage steht oder ist defekt oder gleich wirklich kaputt! Oh Mann, bin ich erfolgsabhängig! Dabei fühle ich mich wirklich besser. So rein körperlich, tatsächlich auch energiereicher. Scheint zu stimmen, was die da geschrieben haben. Aber warum steht die Waage? In der 2. Woche wurde nochmal reduziert. „Du musst noch Sport machen“, meint mein Mann. „Wann?!“, frage ich, „soll ich das noch unterkriegen?“ Also jogge ich zum Kindergarten oder zerre zwei Kinderfahrräder auf dem Hinweg mit, um sie anschließend mit Kindern drauf zurück den Berg hochzuschieben.
Endlich, die 3. Woche bricht an. Jetzt bauen wir wieder auf. Ich riskiere einen Blick auf die Waage. Der Trick mit den Fahrrädern hat funktioniert. 1 Kilo. Immerhin. Ich habe mich an 3 Mal Essen am Tag gewöhnt und an die kleinen Mengen. Die Gerichte sind tatsächlich lecker. Und ich verliere noch 1 Kilo, so ganz nebenbei. Ziel erreicht! Jetzt gilt es zu halten. Aber ich zähle auch die letzten Tage. In der Gruppe häufen sich die Jokertage. Ich genehmige mir einen Milchkaffee mit Honigbrot zum Frühstück und esse mittags mit meiner Familie einfach mal mit. Kann ja nicht ewig bei Obst und Gemüse bleiben. Die Quittung bekomme ich dann am Abend. Mein Darm ist der gegenteiligen Ansicht. Also erstmal wieder zurück zu Obst und Gemüse und behutsamer und langsamer den 2. Anlauf zurück zu Käse, Wurst und Co. – wow wie lecker! Dazu nach den 3 Wochen ganz bewusst 1 Glas Wein. Genuss kann so einfach sein.
Und Zielerreichung auch! Weniger ist mehr, war wirklich eine meiner Erkenntnisse dieser 3 Wochen. Ich war verwundert, dass ich die Reduzierung tatsächlich als Gewinn erlebt habe. Und dass es ab Mitte der 3. Woche leicht wurde, Gewicht zu reduzieren, also mein Ziel wie nebenbei zu erreichen, weil ich mit der Fokussierung auf gesunde Essgewohnheiten wieder ein Gespür für meinen Appetit, für Geschmackszusammenstellungen und für völlig ausreichende Mengen bekommen habe. Das hallt nach.
Unsere 1. Fasten-Challenge für Sie: Fokussierung auf Ihr wichtigstes Ziel. Unser Ziele-Canvas unterstützt Sie dabei, dieses in den nächsten Wochen und Monaten nicht aus den Augen zu verlieren.