Was haben Agiliät und Gesundheit miteinander zu tun?
Ein agiler Grundsatz ist: „Das Eingehen auf Veränderung hat Vorrang vor der strikten Einhaltung eines einmal aufgestellten Plans“. Alleine das Leben dieses Grundsatzes dem agilen Manifest trägt dazu bei, dass wir in unserer Zusammenarbeit weniger Konfliktpotential und Stressoren haben und gleichzeitig motivierter sind. Aufgaben nach einem festgelegten Zeitplan zu erfüllen, den ich selbst für unrealistisch halte, weil ich daran nicht beteiligt war oder, weil meine Einwände, meine Sichtweise unberücksichtigt bliebt, stresst uns. Jede*r, die/der das schon einmal erlebt hat, kennt dieses Gefühl: „Ich habe noch nicht angefangen, weiß aber jetzt schon, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen kann.“
Misserfolg ist oft vorprogrammiert
Ein Kunde beschrieb diese Situationen einmal so: „Ich spüre einen großen inneren Widerstand, wenn es darum geht, Deadlines bewusst so zu setzen, dass sie nicht erreicht werden können, nur um Tempo und Druck in die Situation zu bekommen. Trotz dem bewussten Setzen solcher Deadlines stellen wir uns dann im Viereck Fragen nach dem warum, wieso und weshalb, was bei mir starkes Unbehagen und sofort den Drang auslöst, mich erklären zu müssen."
Der Misserfolg oder mindestens die Enttäuschung ist vorprogrammiert und weil wir das tief in unserem Inneren schon spüren, sind wir auch deutlich weniger motiviert. Dennoch geben wir alles, strampeln uns ab, hecheln den gesetzten Terminen hinterher und sind am Ende. Das Ziel erreichen wir dabei oftmals nicht. Irgendwelche Parallelen zur allgemeinen Vorweihnachtshektik sind natürlich rein zufällig und treten auch nur bei „den anderen“ auf und nicht bei uns selbst.😉
Agiles Arbeiten ist gesund!
Doch agile Zusammenarbeit hält noch mehr bereit, um für ein gesünderes Miteinander im Projekt zu sorgen. Zum Beispiel die Rolle des Scrum Masters. Einen Großteil der Zeit sorgt ein Scum Master dafür, dass das Team reibungslos und ungestört arbeiten kann. Dazu räumt er Hindernisse aus dem Weg, kümmert sich um organisatorische Themen und klärt Fragen. Alles, damit das Team in den Flow kommt und „einfach nur arbeiten kann“.
Ein weiterer Aspekt ist die Art und Weise, wie Aufgaben im agilen Umfeld verteilt werden. Dazu wird alles, was zu erledigen ist, gemeinsam gesammelt, um das Ziel gemeinsam zu erreichen. Nach dieser Stoffsammlung geht es in eine gemeinsame Aufwandsschätzung, an der alle Betroffenen beteiligt sind. Dieses Vorgehen nennt man auch Aufwandspoker oder Scrum Poker. Durch dieses Vorgehen ist
- allen Transparent, wie es zu den Aufwänden gekommen ist und
- kann auch hier jeder seine Expertise einbringen und findet in der Schätzung Berücksichtigung.
Letztlich werden die Arbeiten nicht verteilt, im Sinne von „mir werden Aufgaben zugeschoben“. Das Vorgehen ist genau andersherum: Ich trage mich für die Aufgaben ein, die ich übernehmen kann (fachlich und zeitlich). Daneben trage ich mich, als Mitwirkende*r zu einigen anderen Themen ein (z.B. weil ich mich in diese Thematik einarbeiten möchte). Weiterhin habe ich Themen, in denen ich der/die Expert*in bin, die ich aber nicht selber bearbeiten möchte (weil andere es lernen wollen). Dort trage ich mich noch als Backup ein, also als die Person, die den Kolleg*innen zur Seite steht, wenn sie nicht mehr weiter wissen.
All diese unterschiedlichen Aspekte von agiler Zusammenarbeit bewirken, dass wir als Team aufeinander acht geben, uns für einander einsetzen und uns unterstützen. Das ist in meinen Augen der Beitrag von agilem Arbeiten zur Gesunderhaltung der Menschen in der Arbeit.
„Mitarbeiter müssen verstehen, warum ein Ziel formuliert wurde […] [und] Mitarbeiter müssen erkennen können, welchen Beitrag sie für die Zielerreichung leisten können, wie andere zur Zielerreichung beitragen und warum es wichtig ist, dass auch sie die Zielvorgabe unterstützen.“
(Locke & Latham 2002 zit. in. Winkler & Hofbauer 2010:83)
Die agile Methode, mit der Aufwandsschätzung richtig Spaß macht – Aufwandspoker oder Scrum Poker –, erklären wir in unserem Download.