Paula Bemmann-Wöschler Dec 1, 2022 6:30:00 AM Lesezeit 6 Minuten

Alle Jahre wieder - der lumanaa-Adventskalender als Ritual

Alle Jahre wieder…

So ein schönes Jahresabschluss-Ritual!

„Wann ist endlich Weihnachten?“, „Wie viele Tage noch…?, „Wie oft noch schlafen…?“ – im Jahre 1838 hatte Johann Heinrich Wichern, der Leiter eines evangelischen Knabenrettungshauses bei Hamburg, keine Nerven mehr dafür, die 37. Frage nach dem Heiligen Abend zu beantworten und entwickelte kurzerhand den 1. Adventskalender, ein Wagenrad mit 20 kleinen roten und 4 großen weißen Kerzen zum Anzünden. Über die nächsten Jahrzehnte kamen immer neue Varianten hinzu: Strohhalme ziehen, Kreidestriche auswischen, Bilder der Weihnachtsgeschichte aufhängen… Türchen aufmachen, Türchen anklicken. Voilá, hier ist unser digitaler lumanaa-Adventskalender 3.0!

Vielleicht gehörst Du zu denjenigen Menschen, die jedes Jahr erneut überrascht werden: Ist denn die Adventszeit schon wieder da? Und dieses Jahr kann man tatsächlich überrascht sein. Lag doch der 1. Advent schon im November! Vielleicht gehörst Du aber auch zu denjenigen, die es schaffen, diese besondere Zeit im Jahr immer mal wieder bewusst zur Reflexion zu nutzen, um das alte Jahr langsam abzuschließen und um mit frischer Energie bzw. durchdachten Zielen ins neue Jahr zu starten. Egal, ob Du Dich eher bei Gruppe 1 oder 2 zugehörig fühlst oder irgendwo dazwischen, mit unserem lumanaa-Adventskalender wollen wir Dir die Vorweihnachtszeit „versüßen“ und hoffen sehr, dass Du hinter jedem Türchen etwas Überraschendes, etwas zum Nachdenken, etwas zum Schmunzeln oder etwas zum Ausprobieren entdeckst.

Und weil es den lumanaa-Adventskalender bereits so lange gibt wie lumanaa, nämlich 3 Jahre 😉, haben wir auch dieses Jahr in die Hände gespuckt, auf die Tasten gehämmert, in Archiven gestöbert, diskutiert, verworfen, neu geschrieben und dann wieder liegen lassen.

Ein mittlerweile doch schon sehr liebgewonnenes Ritual, allein, zu zweit und im ganzen Team das Jahr Revue passieren zu lassen, langsam runterzukommen, abzuschließen mit dem Vergangenen und mit etwas mehr Achtsamkeit und Langsamkeit – so wie es uns die Natur im Winter vorlebt – die Zeit auch zur Regeneration, zum Auftanken zu nutzen (keine Angst – auch bei uns ist dieser Effekt spätestens in der zweiten Januarwoche wieder verpufft 😉).

Rituale strukturieren und bauen Stress ab

Rituale strukturieren nicht nur unsere Jahre und Monate: Frühjahrsputz, Ostern, Sommerurlaub, Fasching, Weihnachten. Sondern auch unsere Wochen und Tage: Werktags/Wochenende; Morgenroutine, Arbeitszeit am Vormittag, Mittagessen, Arbeitszeit am Nachmittag bis…, Übergang zur Freizeit, wer welche hat, Abendessen, Einschlafen vorm Rechner/Fernseher.

Sie entwickeln sich auch nahtlos aus liebgewonnenen Routinen wie der Zigarette danach, das Feierabendbier, die Morgenbegrüßung im Team, etc.

Ein wichtiger Aspekt den Rituale uns damit auch geben ist Gemeinsinn: das geschieht in der Familie, in der Partnerschaft, wie auch im Team „auf Arbeit“. Denn gemeinsam vollzogen ist geteilte Freude doppelte Freude, während geteiltes Leid, nur halbes Leid ist.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist der der Orientierung: Struktur schafft Klarheit und Vorhersagbarkeit. Ohne darüber nachdenken zu müssen, weiß jede/r, was zu tun ist, weil es immer schon so gemacht wird und wurde.

Damit dienen Rituale neben dem sozialen Zusammenhalt auch hervorragend als „Stresspuffer“. Wer sich jetzt fragt: „Okay schon verstanden, aber was bringen mir Rituale ganz konkret?“, hier 2 Beispiele:

Beispiel 1: Rollenwechsel als Ritual

Die meisten von uns, also diejenigen, die nicht als Eremiten im Wald leben, sind täglich mit zahlreichen Rollenwechseln konfrontiert: morgens beim Aufwachen „man Selbst“, dann aber gleich Partner*in, Haustierbesitzer*in und/oder Eltern- oder Großelternteil bis zur Firma/zum Schreibtisch (die haustierlosen Singles haben „Glück“, die können bis zur Aufnahme ihrer Arbeit „sie selbst“ bleiben – vorausgesetzt sie sind zufrieden mit dem eigenen Selbst 😉), dann nimmt es aber Fahrt auf – teilweise im Minutentakt: Kolleg*in, Konkurrent*in, Unterstützer*in, Verhinder*in, Förder*in, Führungskraft, Untergebende*r, Verkäufer*in, Visionär*in, Freund*in, Leidensgenoss*in, Lobiist*in, Innenpolitiker*in… Puh, und das alles vor der Mittagspause. In den meisten Fällen sind uns unsere Rollenwechsel nicht bewusst, nicht selten vermischen sich auch mehrere Rollen und dann besteht die Gefahr, „aus der Rolle zu fallen“. Um dem Entgegenzuwirken und die Belastung durch mehrere Rollen besser tragen zu können, reicht es schon als kleines Ritual, kurz die Augen zu schließen und dreimal tief durchzuatmen, um dann bewusst von einer Rolle zur anderen zu wechseln. Ein Abschließen mit der bisherigen Rolle, kurzes Innehalten und Vorbereiten auf die neue Rolle.

Beispiel 2: Picknick im Bad

Was Frühaufsteher nicht nachvollziehen können, jeder Morgenmuffel aber täglich am eigenen Leibe erfährt, ist die Tatsache, dass schnell-sein am Morgen für diejenigen, deren Biorhythmus auf Mittagsstart gepolt ist, ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Puschen und Antreiben ist absolut kontraproduktiv! Was also tun, wenn unsere Schulen oder mancherorts der Arbeitsbeginn, warum auch immer (?!), für Nichtfrühaufsteher mitten in der Nacht beginnen?

Wir haben dafür ein Ritual, das wir Picknick im Bad nennen. Ich habe es als Kind schon geliebt und meine Kinder auch – fertige Häppchen lecker auf einem Tablett zubereitet. Ganz ohne nachdenken, auf was man Appetit hat, man braucht nichts schmieren, sondern kann einfach nur zugreifen und „Happs“ machen. Wir nennen es in unserer Familie „Picknick“, weil es meine Kinder zuerst draußen im Sonnenschein auf der Sommerdecke kennen lernten, dann auf dem Sofa bei Regen und seit kurzem morgens, wenn es besonders schnell gehen muss. Denn zugreifen und Happs-Machen funktioniert sogar im Halbschlaf 😉. Zucker und Kohlenhydrate wecken die Lebensgeister und wenn´s lecker schmeckt, schlägt die Morgenmuffellaune direkt in wohliges Schmatzen um. Im Nu sind alle „nebenbei“ angezogen und (festhalten !), haben auch noch ganz gute Laune! Der Schul- und Arbeitstag kann stressfrei beginnen…

Und im Arbeitskontext?

Rituale können dabei helfen positives Verhalten zu festigen und zu automatisieren. Doch Vorsicht! Rituale werten nicht: auch negatives Verhalten lässt sich ritualisieren. So kann die allgemeine Meckerrunde freitags an der Kaffeemaschine ebenfalls zum Ritual werden. Fakt ist: Menschen sind rituelle Wesen – wir mögen Struktur (natürlich jeder nach seiner/ihrer Fasson) und das Gefühl der Vertrautheit. In einer Arbeitswelt, in der wir mit immer komplexer werdenden Fragestellungen konfrontiert werden und anspruchsvollen Tätigkeiten nachgehen, die nicht automatisch ablaufen, kann unser Verlangen sein, den Rest unserer Arbeitswelt möglichst ritualisiert zu gestalten.

Was Rituale für Teams bringen können, erfahrt ihr hinter Türchen 2 – so viel sei schon verraten. Jetzt ist der Moment, sich eine Kerze anzuzünden, vielleicht schon das erste Plätzchen zu essen und sich zu besinnen – natürlich vorordnet und streng nach Plan. Und hier deutet sich bereits an: nicht alles lässt sich anordnen. Manche Dinge müssen eben auch einfach geschehen, brauchen Zeit und Bewusstheit. 

Rituale haben besonders in Zeiten der New Work können feste Rituale die Unternehmenskultur und den Zusammenhalt in einer Organisation festigen. Erfahrt jetzt mehr in der Wissensdusche "Rituale als Kitt im New Work":

Zur Wissensdusche

Wir wünschen Euch allen einen stressfreien, gut gelaunten, weil ritualisierten 1. Dezember!

Bis morgen,

Paula & Jule vom lumanaa-Team