Tool, Technik, Bits und Bytes – das ist die erste Assoziation, wenn wir uns an Digitalisierung und die damit verbundenen Handlungsfelder denken. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Sicher wir müssen gewährleisten, dass wir technisch sinnvolle Digitalisierungsprojekte machen. Soviel Fachkompetenz sollten wir also in allen Ebenen einer Organisation auf jeden Fall haben. Aber das ist nicht mehr oder weniger, wie wir in allen Unternehmen sicherstellen sollten, dass Führungskräfte, die für die Leistungserbringung im Unternehmen nötige Fachkompetenz haben. Eine notwendige, aber bei weitem nicht hinreichende Bedingung.
Spannender Weise werden darüber hinaus weitere Veränderungen deutlich, die für den künftigen Erfolg in die Verantwortung des Managements gehört. Im Folgenden möchte ich den Aspekt rund um Führung und Personalentwicklung näher beleuchten:
Digitale Arbeiter stellen andere Anforderungen und die Entwicklung ihrer Werkzeuge stellen andere Anforderungen an sie und ihre Arbeitsweise. Diesem Umstand müssen wir Rechnung tragen. Hier kommen sicher viele Aspekte zusammen:
Um die komplexen Tools und Daten zu verstehen braucht es intensive, tiefe Beschäftigung mit der Materie. Ähnlich wie es z.B. auch beim Lernen der Fall ist und hier gibt es ja bekanntlich die unterschiedlichsten Strategien, die zum Erfolg führen: Die einen brauchen absolute Ruhe, andere nur im Trubel der Öffentlichkeit. Manche lernen immer nachts, mache mit Musik in voller Lautstärke, wieder andere brauchen die Lerngruppen...
Gleichzeitig sind die Digital-Spezialisten eher Jahrgang 90 als Jahrgang 70. Damit auch anders sozialisiert. Freiheit bis zur Multioption, Gestaltbarkeit und große Freiräume haben wir unseren Kindern nahegebracht. Auch sich persönlich zu verwirklichen, Sinn in der eigenen Arbeit zu finden oder Authentizität einzufordern ist ein Ergebnis unserer Erziehung. Jetzt fordern sie diese Aspekte von uns auch in ihrer Arbeit ein. Eigentlich nur konsequent. Damit wären wir beim Thema Führung und Verantwortung. Gleich wie bisher wird das nicht gehen. Eindeutige Handlungs- und Lernfelder fürs Management auf allen Ebenen erfordern das übernehmen von Verantwortung für Digitalprojekte.
Digitalisierung ist aber nicht nur ein Thema von und für Spezialisten. Jede Sacharbeit wird zunehmend durch digitale Assistenzen unterstützt, so wird zum Beispiel die künstliche Intelligenz (KI) Alltag selbstverständlich. Siri, Alexa oder allgemeine Smart Home Anwendungen sind konkrete Beispiele. Auch unsere Unternehmensprozesse in allen Bereichen verändern sich radikal. Dinge die wir bis gestern selbstverständlich auf eine Art und Weise gemacht haben, werden morgens ganz anders gelöst. Um konkret zu werden: Das komplette Finanz- und Rechnungswesen ist radikal im Umbruch. Logische Prüfroutinen, wie sie Jahrzehnte das Image des Buchhalters geprägt haben, übernimmt das System und fordert ganz andere Arbeiten vom künftigen User. Damit haben wir für alle Beschäftigten radikale Lernprozesse vor uns, um die Arbeitsfähigkeit in diesen Systemen zu erhalten.
Die „das betrifft mich nicht mehr“ Mentalität kann sich heute praktisch niemand mehr leisten. Die nötige Lernagilität bei allen Mitarbeitern zu etablieren heißt das Stichwort das wir uns als Führungskräfte ins Aufgabenbuch schreiben müssen und für die wir Verantwortung übernehmen müssen. Nur so schaffen wir den digitalen Wandel und die erforderliche Beschäftigungssicherung auf breiter Front.