Juliane Rink Dec 11, 2022 7:21:29 AM Lesezeit 5 Minuten

Die 10 guten Nachrichten des Jahres 2022

Jahresrückblicke gehören zur Vorweihnachtszeit wie Günther Jauch zu „Wer wird Millionär“. Vielleicht haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass unsere Jahre immer düsterer werden. 2022 bildet dabei keine Ausnahme: der Angriffskrieg auf die Ukraine, die Klimakatastrophe, die Sorge um Inflation und Energiepreise. Und wenn dann zufällig mal wieder die Sonne scheint, gibt es ganz nebenbei ja auch immer noch diese globale Pandemie.

Es gibt in der Tat Vieles, das uns Angst und Sorgen macht und Dinge, die uns nachts nicht schlafen lassen. Darüber vergessen wir jedoch oft, dass es auch noch das Gute in der Welt gibt. Von den kleinen, alltäglichen Gesten, bis hin zu internationalen Abkommen oder Bewegungen – es passiert viel Schönes da draußen.

Genau dafür gibt es diesen Blogartikel: Um uns bei all dem Schlechten, auf das Gute zu konzentrieren und positiv zu bleiben!

1. Patagonia geht ins Verantwortungseigentum

Patagonia Chef Yvon Chouinard sagt es bereits selbst von sich „Ich wollte nie Unternehmer sein.“1 Gegen Ende des Jahres kündigte er an, sein Unternehmen in Verantwortungseigentum zu geben, eine Rechtsform, die in Deutschland noch umgesetzt werden muss, aber bereits Gegenstand des Koalitionspapieres ist. Mit diesem Schritt stellt Patagonia sicher, dass alle Gewinne, die das Unternehmen erwirtschaftet und die nicht in die Reinvestition des Unternehmens fließen, an die Stiftung Patagonia Purpose Trust und das Holdfast Collective, gehen.2 Beide Organisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht die Klimakatastrophe zu bekämpfen. Bei Chouinard selbst klingt das so: „Earth is now our only shareholder.“

Wie positiv sich diese Form des Unternehmertums auch auf den Erfolg der Firma auswirken kann, zeigen unzählige Studien.3 Patagonia geht damit einen konsequenten Schritt in Richtung ‚neuer Kapitalismus‘.

2. Der Arbeitsmarkt nimmt wieder Fahrt auf

Nach einem kurzen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den Jahren 2020 und 2021, sind die Zahlen jetzt wieder rückläufig.4 Vor allem Corona hatte zu vielen betriebsbedingten Kündigungen geführt. Grund zu besonderer Freude: die Arbeitslosenquote ist in Europa so niedrig wie noch nie!5

3. Immer mehr Frauen gründen

Noch immer ist der prozentuale Anteil der Frauen, die gründen, deutlich niedriger, doch auch hier lässt sich eine positive Entwicklung bilanzieren: 20% der Personen, die gründen, sind Frauen und immerhin 37% aller Start-Ups haben eine Frau mit im Gründungsteam dabei.6 Eine der größten Hürden, die immer noch genannt wird, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ein Schlüssel zu mehr Frauen in Führungspositionen und in Gründung ist die Gleichberechtigung auch in der Partnerschaft. Finnland hat hier dieses Jahr einen großartigen Vorschlag ins Gesetz geschrieben: Männer und Frauen bekommen das gleiche Recht auf Elternzeit.7

Und das kommt am Ende des Tages nicht nur Frauen zugute, sondern uns allen: zum Equal-Pay-Day am 30. Oktober legt das Momentum-Institut eine Studie vor, die zeigt, dass das BIP um 123 Milliarden Euro wachsen würde, wenn Gleichstellung am Arbeitsmarkt gelingt.8

Na, wenn das mal kein Anreiz ist.

4. Internationales Abkommen zum Vermeiden von Plastik

Die Verschmutzung der Erde und die Zunahme der Produktion toter Masse gehören wohl mit zu den größten Herausforderungen. Daher umso schöner, dass sich die Akteure auf internationaler Eben einigen konnten, dagegen vorzugehen und ein Anti-Plastik-Abkommen geschlossen haben!9 Die kleine und aufmüpfige Stadt Tübingen macht vor wie das als gelebte Praxis aussehen kann. Die Stadt hatte durch die belebte Innenstadt mit vielen Take-Away Geschäften immer ein ziemliches Müll-Thema und war das Externalisieren von Kosten durch die Gastronomie leid. Das Ergebnis: eine Verpackungssteuer führt zu deutlich weniger Müll und auch zu alternativen Geschäftsideen wie Retail Essensbehältern.10

5. Einige Arten regenerieren sich

Nicht nur Pinguine auf den Galapagos Inseln geht es besser11, die Meeresschutzgebiete rund um die Galapagosinseln werden sogar noch erweitert, um diesen positiven Trend fortzusetzen.12

Und auch in unseren heimischen Gebieten geht es bergauf: der Rhein erholt sich nach extremer Dürre und dem großen Fischsterben.13 Die Bemühungen um das extrem gefährdete Great Barrier Reef laufen schon seit einigen Jahren. Forschungen zeigen nun, dass die Erholung schneller voran geht als bisher angenommen!

6. Energie einsparen ist möglich! 

Durch die gestiegenen Energie-Preise denken wir plötzlich ganz anders über unsere Eisbahnen auf dem Weihnachtsmarkt oder unsere 20 Grad Innentemperatur im Januar nach. Doch Energiesparen kann gelingen: sowohl in den eigenen vier Wänden14 als auch auf kommunaler Ebene. Ein tolles Beispiel ist hier die Initiative, bei der Großstädte auf Recyclingpapier umsteigen – dadurch konnten im vergangenen Jahr nicht nur 1600 Gigawattstunden Energie gespart werden, sondern auch 7,4 Milliarden Liter an Wasser.15

7. Das Ozonloch schrumpft

Auch wenn das noch keine Entwarnung ist, so sind doch über die Hälfte der Ozon schädigenden Stoffe aus der Luft verschwunden. Streng genommen ist das Ozon-Loch gar kein Loch, sondern eine Region (direkt über der Arktis) in der Stratosphäre, in der der O3 Gehalt sehr gering ist. Dadurch kann dort ultraviolette Strahlung auf die Erde treffen, die für alle Lebewesen eine große Gefahr darstellt.

Doch die neusten Forschungen zeigen, dass sich die Ozonschicht bis 2065 erholt haben könnte und auf ein Niveau vor 1980 zurückkehrt. Das funktioniert jedoch nur wenn wir unsere Bestrebungen weiter fortsetzen.16

8. So viel Solar-Strom wie noch nie

Im Sommer wurden in der EU 99,4 Terawattstunden Solarstrom erzeugt. In 18 Ländern wurde so viel Solarstrom produziert wie noch nie, in einigen Staaten sind es bis zu 20% der gesamt erzeugten Energie.17

Auch Deutschland beteiligt sich zunehmend an dem Ausbau der alternativen Energien, natürlich auch um Abhängigkeiten abzubauen. Der Anteil von Ökostrom ist in Deutschland auf 49% gestiegen! Größte Quelle ist hier die Windenergie, gefolgt von der Solarenergie, die knapp 50.000 Gigawattstunden liefert. Und immer gut: auch der Energiebedarf in Deutschland insgesamt ging zurück, um ganze 2 Milliarden Kilowattstunden.18

9. Und auch bei der Digitalisierung tut sich was…

Zumindest stellt Minister Wissing das in Aussicht. Mit seinem 10 Punkte Plan macht er einen Vorschlag wie die Digitalisierung in Deutschland vorangetrieben werden kann. Schlüsselpunkte sind: Schnelleres und sicheres Internet, digitale Identität und Rezepte, Online-Visum und digitaler Personalausweis, künstliche Intelligenz und autonomes Fahren.19

Meinung: Zugegeben das klingt erstmal vor allem nach Buzzwords doch zumindest auf eins können wir uns verlassen: Die Digitalisierung und den Netzausbau endlich voranzubringen ist DAS zentrale Versprechen der FDP im Wahlkampf gewesen. Wer also in 2 Jahren nicht wieder aus dem Bundestag fliegen will, sollte hier liefern. 😉

Abgesehen davon gibt es auch einige nette Nebeneffekt. Da Deutschland ebenfalls unter dem Papiermangel leidet, wird in deutschen Büros weniger gedruckt – Digitalisierung hilft.20 Und auch der Bereich Konsumer-Rechte wird dank der Digitalisierung gestärkt. Seit diesem Jahr gibt es eine Open Source Datenbank für Lebensmittelinformationen.21

10. Und das Beste zum Schluss – Klimakatastrophe: das können wir tun

Oftmals wenn wir über die Klimakatastrophe sprechen, scheint sie so überwältigend und furchteinflößend, dass wir gar nicht wissen wo wir überhaupt anfangen sollen und dass das ja auch alles irgendwie sinnlos ist. Das ist menschlich sehr gut nachvollziehbar aber ‚Kopf in den Sand stecken‘ geht nicht (auch weil es kaum noch Sandvorkommen gibt, alles bereits im Beton verbaut). Das Zukunftsinstitut hat jüngst einen Artikel zum Thema ‚positive Kipppunkte‘ veröffentlicht, in dem diskutiert wird was passiert, wenn wir plötzlich positive konstruktive Denkmuster fahren: „Etwa wenn die erneuerbaren Energien plötzlich exponentielle Wachstumsraten erreichen? Wenn vegane Ernährung plötzlich einen Boom erlebt? Wenn auf breiter Front das Klimabewusstsein und der Wille, zu handeln, zunehmen?“22

Hier gibt es konkrete Ideen des Weltklimarates für die Bereiche Verkehr, Energie, Städte, Gebäude und Industrie.23 In letzterem vor allem die effizientere Materialnutzung, Vermeidung von Abfall, Wiederverwendung – alles Dinge, die uns aus der Kreislaufwirtschaft gut bekannt sind. Dazu kommen der Einsatz von Wasserstoff, emissionsfreie Elektrizität und die Speicherung von CO2. Es gibt viel zu tun – packen wir es an.

Der übliche Disclaimer am Schluss: Die Auswahl ist eine persönliche und erhebt keinen Anspruch auf Objektivität. Vielleicht stellen Sie Verpackungen aus Plastik her und ärgern sich gerade über Punkt 4. Vielleicht sind Sie Besitzer:in eines Zirkus und ärgern sich über das Verbot von Großraubkatzen in der Manege. Vielleicht halten Sie die Klimakatastrophe auch für eine Lüge der Medien (dann gehen Sie jetzt bitte).

Vielleicht freuen Sie sich aber jetzt auch gerade über gute Nachrichten und gehen ein bisschen beschwingter in den Tag, erzählen anderen Menschen davon und stecken diese wiederum mit ihren positiven Gedanken an.

In jedem Fall lassen Sie uns reden! Was waren Ihre Highlights im Jahr 2022? Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr? Welche Nachrichten würden Sie gerne im gleichen Blog nur nächstes Jahr lesen und was tun Sie dafür, dass diese auch drinstehen?

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Quellen:

1 https://www.patagonia.com/ownership/

2 https://www.zdf.de/nachrichten

3 https://stiftung-verantwortungseigentum.de/fileadmin/user_upload/verantwortungseigentum_im_wandel_der_zeit.pdf

4 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/

5 https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/arbeitsmarkt-euroraum-arbeitslosenquote?utm_referrer=https%3A%2F%2Fgoodnews.eu%2F

6 https://www.she-works.de/aktuelles/female-founders-monitor-2022-immer-mehr-frauen-gruenden/2022/11/08/

7 https://www.spiegel.de/karriere/finnland-muetter-und-vaeter-bekommen-gleiches-recht-auf-elternzeit-a-9121c624-ccbb-41e4-870f-7772c3a91da6

8 https://www.derstandard.at/story/2000140359792/equal-pay-day-gleichstellung-liesse-bip-um-knappes-drittel-wachsen

9 https://www.trendsderzukunft.de/193-staaten-einigen-sich-2024-tritt-globales-anti-plastik-abkommen-in-kraft/

10 https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/verpackungssteuer-tuebingen-weniger-muell-100.html

11 https://www.nationalgeographic.de/tiere/2022/10/hoffnung-fuer-einen-der-seltensten-pinguine-der-welt-galapagos-artenschutz

12 https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/meeresschutzgebiet-um-galapagos-inseln-wird-groesser-17733201.html

13 https://www.antenneniederrhein.de/artikel/niederrhein-rhein-hat-sich-von-duerre-wieder-erholt-1464223.html

14 https://www.rnd.de/bauen-und-wohnen/co2-fussabdruck-des-hauses-senken-und-geld-sparen-5-tipps-JVQHPGX56JBKPBMPZQW7IYHMYQ.html

15 https://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-staedte-sparen-1600-gigawattstunden-mit-recyclingpapier-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221011-99-85408

16 https://www.dw.com/de/das-ozonloch-schrumpft/a-63171462

17  https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/solarstrom-eu-photovoltaik-gaskrise-101.html

18 https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/viel-wind-und-sonne-oekostromanteil-steigt-auf-49-prozent-18150156.html

19 https://www.businessinsider.de/politik/deutschland/wissing-legt-strategie-vor-diese-zehn-projekte-sollen-deutschland-bis-2025-zum-digitalen-vorbild-machen/

20 https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/papier/30377.html

21 https://www.rnd.de/digital/open-food-facts-per-app-ermitteln-ob-ein-lebensmittel-gesund-ist-3UPLGCQ4M5K53LP2KGNUF2AI6U.html

22 https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/positive-tipping-points-zur-klimawende/?utm_campaign=Klima-Regnose&utm_content=160681697&utm_medium=social&utm_source=linkedin&hss_channel=lcp-658742

23  https://enorm-magazin.de/umwelt/klimawandel/weltklimarat-so-laesst-sich-die-erderhitzung-begrenzen