Effektives Risikomanagement im Innovationsprozess
Innovation ist der Treibstoff für das Wachstum von Unternehmen in einer sich ständig verändernden Welt. Doch der Weg zur erfolgreichen Innovation ist mit Risiken gepflastert, die vielen Unternehmen die Freude an Ihren Innovationsprojekten verlieren lässt.
Um Risiken zu managen und den Innovationsprozess effektiv zu steuern, bedarf es einer klaren Strategie, definierten Kennzahlen und Indikatoren. Doch wie können Unternehmen durch ein strukturiertes und aktives Risikomanagement im Innovationsprozess den Erfolg ihrer Marktinnovation maximieren?
Innovationsprozess vom Markt zum Markt
Gutes Innovationsmanagement erfordert einen strukturierten und wiederholbaren Ablauf, der darauf abzielt, neue Ideen in erfolgreiche Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse umzusetzen.
Abbildung 1: Der Prozess "Vom Markt zu Markt" mit seinen 4 Hauptphasen.
Bei lumanaa wird der Innovationsprozess vom Markt zum Markt durchlaufen und umschließt alle Aktivitäten und beteiligten Abteilungen. Dabei haben sich die folgenden vier Phasen als wertvoll erwiesen.
Die 4 Phasen des Innovationsprozesses
Im Innovationsmanagement wird die Marktinnovation bei lumanaa in den folgenden vier Phasen initiiert und gesteuert. Das Vorgehen in den einzelnen Phasen dieses Innovationsprozesses ist sehr unterschiedlich, weil sie jeweils ihre eigenen Herausforderungen und Charakteristiken aufweisen.
1 Vom Markt zur Produktidee: Die erste Phase im Entwicklungsprozess beinhaltet die die strategische Ausrichtung, Vorentwicklung sowie die Markt- und Wettbewerbsbeobachtung, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen an zukünftige Marktanforderungen anzupassen. Dazu können auch Tools, wie der Innovation Canvas, genutzt werden. Ziel ist es, erfolgreiche, neue Initiativen zu entwickeln.2 Von der Idee zum Konzept: In der zweiten Phase wird die Idee vertieft, indem die Anforderungen und Einsatzbereiche der Lösung analysiert werden. Das Ziel ist es, die Bedürfnisse der Kunden klar zu verstehen und priorisiert in einem Anforderungskatalog oder Lastenheft zu dokumentieren. Daraus entstehen Prototypen und später die ersten Produktmodelle, die iterativ optimiert werden. Mit dem Konzept ist das Produkt technisch/ inhaltlich fertig gedacht.
3 Vom Konzept zum Produkt: In der dritten Phase wird das Produkt realisiert. Ziel ist jetzt eine schnelle und möglichst fehlerfreie Umsetzung. Hier geht es bei physischen Produkten um die Herstell- und Montageprozesse, bei Software geht es um den eigentlichen Code. In dieser Phase sollten Änderungen möglichst vermieden werden, denn das sprengt den Zeit- und Kostenrahmen.
4 Vom Produkt zum Markt: In der vierten Phase, der Markteinführung und der Produktpflege, wird der Nutzen und Mehrwert der Lösung den Kunden präsentiert. Ggf. gibt es hier noch Abwandlungen des Produktes oder Private Label/ White Label Versionen. Vertrieb und Marketing spielen hier eine entscheidende Rolle.
Vom Markt zum Markt: Vereinigung des Stage-Gate-Modells mit agilen Ansätzen im Innovationsprozess
Die Integration des Stage-Gate-Modells mit agilen Ansätzen im Innovationsprozess ist für uns von zentraler Bedeutung. Das Stage-Gate-Modell bietet eine systematische Methode zur Überwachung und Sicherung der Prozessqualität, indem es klare Phasen und Gates festlegt. Diese ermöglichen eine gründliche Prüfung des Fortschritts und eine frühzeitige Identifizierung von potenziellen Risiken.
Gleichzeitig erfordert die heutige schnelllebige und sich ständig verändernde Geschäftsumgebung eine agile Denkweise, um Flexibilität und Kreativität zu fördern. Durch die Integration agiler Ansätze können wir sicherstellen, dass unser Innovationsprozess dynamisch bleibt und sich schnell an sich ändernde Anforderungen anpassen kann. Unsere Herangehensweise vereint somit das Beste aus beiden Welten, um erfolgreiche und zukunftsfähige Innovationen hervorzubringen.
Die vier Hauptphasen unseres Innovationsprozesses lassen sich durch die Integration des Stage-Gate-Modells noch weiter unterteilen.
Der Stage-Gate-Prozess: Eine Strategie zur Risikominimierung im Innovationsprozess
Im Risikomanagement des Innovationsprozesses ist der Stage-Gate-Gedanke aus unserer Sicht ein essenzielles Werkzeug. Die einzelnen Stages repräsentieren bestimmte Entwicklungsstufen, während die Gates als Entscheidungspunkte dienen, an denen über das Fortfahren oder Anhalten des Projekts entschieden wird.
Durch diese Vorgehensweise bietet das Stage-Gate-Modell einen klaren Rahmen, um potenzielle Risiken bei der Entwicklung von Innovationen frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.
Die Stages im Stage-Gate-Prozess
Bei lumanaa umfasst der Stage-Gate-Prozess acht Stufen:
- Bingophase: Marktforschung wird betrieben, Ideen werden gesammelt und erste Konzepte entwickelt, um die Grundlage für das Projekt zu schaffen.
- Ideenkompass: Die Idee wird modifiziert, ergänzt und es wird ein Business Case geschaffen.
- Konzeptphase: Design und Struktur für die Innovation werden konzipiert.
- Produktdefinition: Technische Details werden geklärt und es wird ein MVP entwickelt.
- Produktrealisierung: Details werden vollständig ausgearbeitet und die Innovation final getestet und abgenommen.
- Industrialisierung: Die Produktion ist freigegeben und die Markteinführung wird vorbereitet.
- Markteinführung: Die Priorität liegt auf Vertriebs- und Marketingstrategien.
- Machtdurchdringung: Marketing- und Vertriebskampagnen werden ausgerollt und Kundenfeedback eingeholt.
Die Gates im Stage-Gate-Prozess
Jedes Gate markiert das Ende einer Phase. Die nächste Phase beginnt erst, wenn die festgelegten Anforderungen und Kriterien erfüllt und mögliche Ergebnisse (Go, Kill, Hold, Recycle) skizziert wurden. Bei lumanaa durchlaufen wir acht Gates:
- Verzwicktes Problem
- Idee mit definiertem Reifegrad
- Realisierbares Konzept
- Rien ne va plus!
- Produktionsfreigabe
- Serienfreigabe
- Vermarktungsstart
- Marktanpassung
Abbildung 2: Vom Markt zum Markt mit dem Stage-Gate-Konzept bei lumanaa.
Welche Arten von Risiken gibt im Innovationsprozess?
Im Innovationsprozess können verschiedene Arten von Risiken auftreten, die die erfolgreiche Entwicklung und Einführung neuer Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse beeinträchtigen können:
1. Technologische Risiken: Herausforderungen bei der Entwicklung und Integration neuer Technologien im Produkt oder ebenso der Einsatz neuer Herstellungstechnologien oder Frameworks deren Erprobung im Unternehmen noch nicht erfolgt ist. Kurz gesagt geht es um die technische Komplexität, die ggf. unvorhergesehene Schwierigkeiten bereiten kann2. Marktakzeptanzrisiken: Unsicherheiten über die Akzeptanz und Nachfrage des Marktes für das neue Produkt oder die neue Dienstleistung, einschließlich Wettbewerbsdruck und Vermarktungsherausforderungen.
3. Marktzugangs- und Vertriebsrisiken: Neue Lösungen fordern auch den Vertrieb in besonderer Weise: Das Buying Center sieht vielleicht anders aus, es sind andere Entscheider im Spiel oder die Art wie das Produkt dargestellt und Angeboten werden muss ist neu. Wird das nicht beherrscht, ist der Markterfolg eher ein Lotteriespiel.
Finanzielle Risiken oder Reputationsrisiken sind genauso wie Regulatorische und rechtliche Risiken bei genauer Betrachtung Folgeprobleme. Beherrscht man sein Handwerk, kennt seine Märkte, seine Technologien und die Anforderungen aus Markt und Umfeld und geht man geplant und gesteuert vor (Stichwort Stage Gate!) sind diese Themen gut beherrschbar.
Kennzahlen und Indikatoren für den Risikomanagement-Prozess
Um den Innovationsprozess zu steuern und das Risiko zu managen, müssen geeignete Kennzahlen und Indikatoren festgelegt werden. Dabei spielen die zwei großen Dimensionen Markt und Technologie eine übergeordnete Rolle:
1. Marktbezogene Risiken:
- Marktreife: Wie gut ist der Markt auf das Produkt vorbereitet?
- Marktzugang: Gibt es einen Zugang zum Markt und erreicht man die richtigen Zielgruppen?
- Vertriebsfähigkeit: Kann das Produkt erfolgreich verkauft werden?
- Umsatzsicherheit: Gibt es Erfahrungswerte für den zu erwartenden Umsatz?
2. Technologiebezogene Risiken:
- Machbarkeit der Lösung: Ist die technische Umsetzung möglich?
- Produktionstechnik: Sind die erforderlichen Produktionsprozesse bekannt und beherrschbar?
- Normen und Standards: Entspricht das Produkt den geltenden Normen und Standards?
Das Ampelsystem zur Risikobewertung
Risiko kann auf unterschiedliche Art und Weise bewertet werden. Ein Tool, um die Risiken im Innovationsprozess zu visualisieren und zu bewerten, ist das Ampelsystem mit den dazugehörigen Maßstäben. Dabei werden die verschiedenen Risikodimensionen Rot gefüllt, als roter Ring, Gelb und Grün dargestellt:
🔴 Rot gefüllt: Hohe Risiken und Unsicherheiten, z. B. bei technologischen Herausforderungen oder einem unreifen Markt.
⭕ roter Ring: Hohe Risiken, aber weniger Unsicherheiten, z. B. Machbarkeit der Lösung ist bekannt.
🟡 Gelb: Mittlere Risiken, das Produkt ist prinzipiell machbar, erfordert jedoch noch Entwicklungsarbeit und Marktvalidierung.
🟢 Grün: Geringe Risiken, das Produkt ist technisch und marktseitig validiert und kann erfolgreich entwickelt und vermarktet werden.
Abbildung 3: Beispiel der Anwendung des Ampelsystems anhand technischer Risiken.
Den Reifegrad definieren
Im Innovationsprozess ist es wichtig zu verstehen, dass das gleiche Risiko zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich bewertet werden kann. Dies wird als Reifegrad bezeichnet. Es bedeutet, dass jedes Projekt in verschiedenen Phasen unterschiedliche Reife haben kann und soll. Mit zunehmender Reife des Produkts sollte das Risiko tendenziell abnehmen.
Daher ist es entscheidend, mit der Entwicklung auch gezielt die verbundenen Risiken zu reduzieren.
Hier greifen das Stage-Gate-Modell und das Ampelsystem ineinander und laufen Hand in Hand, um den Innovationsprozess kontinuierlich zu überwachen und sicherzustellen, dass das Risiko angemessen bewertet und adressiert wird.
Abbildung 4: Beispielhafte Verbindung von Stage-Gate und Ampelsystem.
Daraus entstehen die Phasen bezogenen unterschiedlichen Reifegrade des Projekts oder des Produkts, die durch die Stadien der Ampel gespiegelt werden (wann darf die Ampel rot oder gelb sein und ab wann muss sie grün sein).
Fazit: “Fail fast, fail first”
Ein wichtiger Grundsatz im Innovationsprozess ist das Konzept "Fail fast, fail first". Dabei steht nicht das Scheitern im Fokus, sondern die frühe und aktive Auseinandersetzung mit den Anforderungen. Es geht also um Früherkennung, denn wir sollten frühzeitig erkennen, wenn eine Idee nicht funktioniert, um Ressourcen nicht unnötig zu verschwenden. Wenn wir uns dieser Messlatte nicht frühzeitig stellen, kaufen wir in der Folge immer immense finanzielle Risiken ein.
Durch die Kombination aus agilen Ansätzen, den klar strukturierten Stufen und Gates im Prozess und unserem Ampelsystem zur Bewertung von Risiko und Reifegrad können Unternehmen schneller lernen, Risiken minimieren und erfolgreiche Innovationen vorantreiben. Ein weiteres Tool den Innovationsprozess zu strukturieren ist unser Innovation Canvas. Probieren Sie es aus!