Claudia Weyrauther Dec 4, 2021 7:00:00 AM Lesezeit 15 Minuten

Ein neues Auto? Eine Geschichte über die Hochspannung von Veränderung

Das „Schwere“ an Veränderung ist der erste Weg zur Veränderungsakzeptanz, dieser Berg- und Talfahrt von Bedürfnis-Lust und Bedürfnis-Frust.

Stellen Sie sich vor, Sie lesen in der Wochenendausgabe Ihrer bevorzugten Tageszeitung eine ausführliche Abhandlung über brandneue Studienergebnisse: Die Abgase von Benzinern und Diesel enthalten eine bisher unentdeckte Substanz, die allem Anschein nach stark genverändernd wirkt. ​

Wie bitte? Unglaube paart sich schnell zu einem unbestimmten Gefühl des Unwillens. Und damit sind Sie schon mitten drin im emotionalen inneren Konflikt. Denn auch wenn sich diese neue Information als falsch entpuppen sollte, in diesem Moment fällt es Ihnen schwer, sie völlig abzutun. Deshalb ruft sie auf der einen Seite Ihr Bedürfnis nach Sicherheit auf den Plan: Wenn das wirklich stimmt…Und gleich denken Sie auch an Ihre Kinder, für deren Sicherheit Sie sich verantwortlich fühlen, und Ihre Emotionen werden ein wenig heftiger. Und heizen Ihr eh schon frustriertes Bedürfnis nach Freiheit noch weiter an: Ich lass mir mein neues Auto doch nicht madig machen! Für die Suche nach und die Entscheidung zu diesem Wagen, einen Benziner, haben Sie sich viel lustvolle Zeit genommen. Sie haben recherchiert, verglichen, abgewogen, um „richtig“ zu entscheiden. Und jetzt das! Und bei dem Gedanken protestiert zu allem Überfluss jetzt auch noch Ihr Bedürfnis nach Einzigartigkeit (Selbstachtung): Meine Entscheidung steht, schießt Ihnen „bockig“ durch den Kopf. Ich verkauf´ doch jetzt nicht meinen Neuen! Und lassen das Thema erstmal fallen.   

Und dann lesen Sie auch in weiteren Medien, die Sie für vertrauensvoll halten, darüber. Ihr Gefühl der Irritation weicht ganz leise, noch kaum spürbar, einer  ersten „Einsicht“. Sie denken wieder an Ihre Kinder, die Sie niemals sehenden Auges einer solchen Gefahr aussetzen wollen würden. Aber was bedeutet das in der Konsequenz? „Ich verkauf doch meinen Neuen nicht“ und „Ist doch eh noch nicht vollends gesichert“ denken Sie sich und klappen wieder einmal die Zeitung zu. Dennoch: Ein winziges Türchen hat sich in Ihnen geöffnet, der erste zarte Schritt in Richtung Veränderungsakzeptanz ist getan. Auch wenn noch unklar ist, wie es weitergeht.  

Tatsächlich arbeitet es in den folgenden Tagen in Ihnen. Abwechselnd „feuern“ Ihre Bedürfnisse kleine, kaum spürbare aber, und das ärgert Sie, auch größerer Emotionen ab. Sie wollen sich mit dem Thema nicht beschäftigen. Die Sache ist doch klar: Es bleibt bei dem Auto, das sie haben und damit basta. Schließlich befriedigt es wunderbar alle Bedürfnisse, die es befriedigen soll. Die ganze Familie - inklusive Hund - (Bedürfnis Nähe, Zugehörigkeit) hat in ihm auf Urlaubsfahrten Platz. Es bewahrt Sie davor, sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln morgens dem Gedränge vieler Menschen aussetzen zu müssen (Bedürfnisse DistanzFreiheit). Mit den neuesten technischen Entwicklungen ausgestattet, erfüllt es zudem die höchsten Maßstäbe an Sicherheit. Deshalb genießen Sie es auch, mit ihm auf der Autobahn geradezu dahinzufliegen: Freiheit! Und ein bisschen stolz sind Sie insgeheim auch darauf, denn dieses Auto ist der greif- und sichtbarer Beweis Ihres beruflichen Könnens und Erfolgs (Bedürfnis Einzigartigkeit). Als Besitzer eines solchen Autos fühlen Sie sich zudem den Menschen verbunden, die auch ein solches Modell fahren und damit nicht nur Ihren Geschmack sondern, wie Sie vermuten, größtenteils wohl auch Ihre Werte teilen (Bedürfnisse Sicherheit UND Einzigartigkeit durch die Zugehörigkeit zu einer exklusiven Gruppe von Menschen!). 

Einmal abgesehen von all diesen Vorzügen: Das Auto jetzt schon wieder verkaufen? Das wäre finanziell betrachtet absoluter Blödsinn (Bedürfnisse Sicherheit aber auch Distanz: auch wenn es kein Blödsinn wäre, ich MÖCHTE es nicht). Und überhaupt: Jetzt doch auf Elektro umsteigen? Dagegen hatten Sie sich doch gerade erst bewusst entscheiden, von wegen Kinderkrankheiten, mangelnde Reichweite und Fragezeichen bezüglich deren tatsächlichen COBilanz. Nein. Auch wenn Ihre pubertierende Tochter Feuer und Flamme dafür ist (oder gerade deswegen?). Ok, dann eben überhaupt kein Auto…? Aber das können Sie sich derzeit noch weniger ausmalen als alles andere.

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                                       Abb.1: Bedürfnisfelder (Quelle: Eigene Darstellung)

Sie sind mitten drin im Hochspannungsfeld von Veränderung, dieser Berg- und Talfahrt von Bedürfnis-Lust und Bedürfnis-Frust und dem potenziell verwirrenden Mix aus Gedanken und Emotionen. Und dennoch um einige Schritte weiter in Richtung Veränderungsakzeptanz. Aber noch haben Sie die Hürde dazu nicht überwunden, und legen es bewusst ja auch gar nicht darauf an. Noch zerren die Kräfte der unterschiedlichen Bedürfnis-Motive Sie im inneren Dialog meist in die eine und nur selten in die andere Richtung. Auf der Suche nach einer Antwort auf die zentrale Frage kommen Sie zu keinem Schluss.

„Welche Lösung (Veränderung) wird meinen Bedürfnisse und denen meiner Familie 

am besten gerecht?“ 

 

Und eines Tages finden Sie sich vor Ihrem Rechner wieder. Die Neugier hat gesiegt (Bedürfnisse FreiheitEinzigartigkeit). Sie klicken die Seite eines bekannten Elektro-Auto-Herstellers an, nur mal so. Informieren kostet ja nichts und entschieden ist REIN GAR NICHTS (Bedürfnis Freiheit). Schon die Homepage spricht Sie spontan an. Das ist ein professioneller, moderner Auftritt. Und ja, ein tolles Produkt (Bedürfnis Sicherheit), wenn auch anders, gewöhnungsbedürftig. Macht aber neugierig und Lust auf mehr (Bedürfnis Freiheit) Das sportliche und doch dezente Design spricht Sie an. „Passt ja schon irgendwie zu mir“ (Bedürfnisse EinzigartigkeitZugehörigkeit). Ihre erste „nur mal so“ Sitzung weitet sich immerhin auf eine dreiviertel Stunde. Danach hat sich endgültig etwas in Ihnen in eine eindeutigere Richtung bewegt. Was ist passiert? ​

Das „Neue“ konnte an Ihre Bedürfnisse „anknüpfen“! 

Und mehr: Es verspricht überzeugend, ihre Bedürfnisse auf neue, 

aufregende und umfassendere Art und Weise zu befriedigen.

 

Und dann geht es ganz schnell. Eine Woche später bestätigt sich bei der Probefahrt mit Ihrer begeisterten Tochter: Der „Neue“ ist richtig bequem und sicherheitstechnisch ähnlich ausstaffiert (Bedürfnis Sicherheit). Darüber hinaus bietet er ein vollkommen neues Fahrgefühl (Bedürfnis Freiheit) und technische Erleichterungen, die Sie so noch nicht kannten (Bedürfnis EinzigartigkeitFreiheit). Er beschleunigt wie …ja, wie eigentlich? Ihnen fällt gar kein Vergleich ein (Bedürfnisse FreiheitEinzigartigkeit). Dafür ist er aber auch wunderbar leise, vor allem, wenn Sie eben nicht allzu schnell fahren - und das empfinden Sie unerwartet als echten Gewinn: „Eigentlich strengt mich die Raserei eh seit langem an“ (Bedürfnis Sicherheit). Und auf einmal setzt noch ein Gefühl ein: das der Zugehörigkeit zu der Gruppe von Menschen, die sich ebenfalls zu einer grundlegenden Veränderung ihres Verkehrsmittels entscheiden haben - als kleiner Beitrag zur Veränderung unserer Mobilität generell. 

Veränderungsakzeptanz ist der Schlüssel zu echter Veränderung. Überprüfen Sie, wie Sie diese als Führungskraft in Ihrem Team möglicherweise selbst regelmäßig verhindern - oder in allen Phasen des Veränderungsprozesses erfolgreich fördern können. Damit Sie und Ihr Team die gemeinsamen Ziele auch wirklich, wirklich erreichen. Lesen Sie hier weiter.